Raspberry Media Center – Teil 1: Vorgeschichte, Idee und Anforderungen

Kodi PlayEin Media Center ist ein PC, der dazu da ist, alle elektronischen Medien im Hause zu verwalten. Also Musik, Bilder, Videos, CDs, DVDs, Radio und Fernsehen. Ein anderes oft verwendetes Synonym wäre Home Theater Personal Computer, also ein Computer, der antritt, um herkömmliche HiFi-Geräte zu ersetzten.

Den Namen Media Center hat hauptsächlich Microsoft geprägt, durch die erstmals 2003 erschienene Windowsversion Windows XP Media Center Edition (MCE). Wobei, wie wir später sehen werden, keineswegs Windows die Basis für ein Media Center sein muss. Und das Wort Personal Computer als Hardwarebasis können wir auch etwas weiter fassen.

Fernsehen am PC gab es schon in den 90er Jahren, richtig Drive aufgenommen hat die Entwicklung von Media Center PCs erst, als es möglich war, PC und Fernseher digital zu verbinden und den PC damit ins Wohnzimmer zu holen. Das High Definition Multimedia Interface (HDMI) ist die Schnittstelle, die es möglich macht, Bild und Ton vom PC auf den Fernseher zu bringen. Die Anfänge dieser Schnittstelle reichen ebenfalls zurück ins Jahr 2003.

Ein Media Center PC steht also typischerweise im Wohnzimmer, ist direkt mit dem Fernseher als Ausgabegerät verbunden, spielt Musik, Bilder und Videos ab, hat ein eigenes Empfangsteil um Fernseh- oder Radiosendungen aufzuzeichnen und ist am besten mit dem Internet verbunden um auch über das Netz auf Mediatheken zugreifen zu können.

Meine persönliche Vorgeschichte

Reden wir jetzt nicht über die Videorecorder meiner Kindheit, Und auch nicht über die frühen Festplattenrekorder, mit denen man nicht mehr auf Magnetband, sondern auf Harddisk aufnehmen konnte – so ein Gerät hatte ich nie.

Meine erste Berührung mit einem Media Center war leider etwas enttäuschend: Ich hatte mir Ende 2009 einen WyPlayer DVB-T HD Recorder mit Doppeltuner und 1000GB Festplatte geleistet, das Produkt einer französischen Firma. WyPlayer werden dort immer noch gebaut und die funktionieren sicher besser als mein frühes Produkt von damals. Das Teil war zwar innovativ und konnte bereits einwandfreies Timeshifting – allerdings das Umschalten von einem Sender zum nächsten mit der Fernbedienung hat über drei Sekunden gedauert – schlichtweg untragbar. Und einige schöne Features, wie der Zugriff über WLAN aufs Internet haben gar nicht geklappt. Kurz: ab in die Schachtel damit und zurück zum Händler.

Der zweite Anlauf war erfolgreicher: Ich hatte Anfang 2010 einen alten Personalcomputer übrig, hab geringfügig in einen WLAN-Stick, eine Grafikkarte mit HDMI-Ausgang und eine Funktastatur investiert und alles an Festplatten in das Gerät eingebaut, was der Fundus hergegeben hat. Unter Windows XP hab ich dann Media Portal als Heimkinosoftware installiert – ein Open Source Programm, das unter Windows läuft. Ein DVB-T USB-Stick war auch noch übrig und damit hatte ich über Jahre hinweg ein gut funktionierendes System um Fernsehprogramme aufzuzeichnen. (Wobei Media Portal natürlich mehr kann als das.) Die Kiste war allerdings ziemlich sperrig und leider nicht geräuschlos.

5 Jahre später, Anfang 2015 hatte ich dann die Idee, auch Videos aus Mediatheken im Internet anbinden zu wollen. Das wäre mit Media Portal schon gegangen, allerdings nicht mit meiner Uraltversion. Dann halt ein Upgrade? Tja – das wurde aber inzwischen unter Windows XP nicht mehr unterstützt. Verständlich, aber damit kam mein gesamtes Konstrukt ins wanken: Wenn nicht XP, was dann? Windows 7, Windows 8?. Schafft das der alte PC überhaupt noch? Vielleicht unter Linux? Oder gleich eine neue Hardware, klein und leise?

Die Idee

Wer nach Media Center und Linux googelt, der stößt zwangsweise auf XBMC (heißt jetzt Kodi). Wer weiter zum Thema Kodi forscht, der erfährt, dass diese Media Center Software bereits seit Jahren auf dem Raspberry Pi läuft, ein wenig ruckelig vielleicht, weil der kleine Einplatinen-PC Raspberry für gerade mal 35 Euro nicht sonderlich leistungsstark ist. Und wenn man bei der Raspberry Pi Foundation auf die Website schaut, dann stellt sich heraus, dass just Ende Februar 2015 ein neuer, wesentlich leistungsstärkerer Raspberry Pi 2 auf den Markt kommt, zu kaum höherem Preis. Da passt doch jetzt alles zusammen – also weg mit dem alten System und willkommen Raspberry Media Center.

Anforderungen

Bevor es losgeht hab ich mir natürlich ein paar Gedanken gemacht, was das neue Media Center können soll und wie meine Rahmenbedingungen aussehen:

  • Hardware: klein, leise, verbrauchsarm – Raspberry Pi 2
  • große Festplatte
  • Anschluss an den Fernseher
  • Netzzugang per WLAN mangels LAN-Anschluss
  • Komponenten möglichst vom alten Media Portal PC übernehmen (wird kläglich scheitern)
  • Kodi unter Linux als Media Center Software Basis
  • Digital Video Recorder (DVR) Software, da Kodi diese Funktion nicht mitbringt

Und als weiteren Punkt, der an sich mit einem Media Center erst mal nichts zu tun hat:

  • Nachdem mit meinem neuen Raspberry Media Center ein PC, der nur wenige Watt verbraucht, 24 Stunden am Tag eingeschaltet ist und darüber hinaus über eine große Festplatte verfügt, soll er zusätzlich als Datensicherungs-PC dienen. Zeitgesteuert möchte ich in der Nacht meine Fileserver-Festplatte automatisch auf den Raspberry spiegeln. Zumindest sofern das vom Datendurchsatz her möglich ist.

 


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4 Kommentare

  1. Solino

    Die Artikelserie zum Raspberry gefällt mir super gut. Vielen Dank dafür!!! Hoffe auf viele weitere Teile. Ein ausführlicher Artikel über die Installation und Einrichtung von Samba als zentraler Dateiserver würde mich sehr interessieren.

    Antworten
    1. Helmut (Beitrag Autor)

      Vielen Dank,
      bei den Kodi-Distributionen OpenELEC, XBian und OSMC ist der Sambaserver bereits fertig konfiguriert mit an Bord und meistens auch schon aktiv. Da gibt es nicht viel zu berichten. Anders mag es bei Raspbian aussehen und zu den Samba Konfigurationsmöglichkeiten könnte man sicher dicke Bücher verfassen.

      Antworten
  2. Andy

    Moin sehr geehrter Herr Kager.

    Vielen Dank dass Sie Ihr Wissen so zur Verfügung stellen. Sehr gut geschrieben und ebenso übersichtlich dargestellt.

    Mich interessieren aktuell 3 Probleme mit dem RP2 (OSMC) – vielleicht haben Sie eine Idee diese Herr zu werden.

    1. Der Screen-Shot im Teil „Raspberry Media Center – Teil 1: Vorgeschichte, Idee und Anforderungen“ von dem Music Player – von welchem AddOn ist der? Ich hatte den auch mal und fand den Screen-Saver ganz gut. Nach einem Neuaufsetzer des OSMC weiß ich nun nicht mehr, welcher AddOn das war.

    2. Um nicht immer den TV zur grafischen Darstellung an haben zu müssen, würde ich gerne das Display vom RP2 zu einem Mac unter X11 weiterleiten. Leider brach ich mir damit fast die Zähne aus und ich bekam das nicht hin. Haben Sie das schon einmal exerziert?

    3. Wie kann man ein AddOn über ein Terminal local auf dem RP2 installieren wenn man bereits per SSH in der Directory des .ZIP Files auf dem RP2 ist?

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    1. Helmut (Beitrag Autor)

      Vielen Dank
      1. Der Screenshot ist Standard OpenELEC.
      2. Nein, hier wäre die Frage, ob OSMC X11 remote überhaupt anbietet.
      3. AddOns installieren Sie typischerweise in Kodi und nicht per SSH.

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