Wer nach Media Center Software unter Linux googelt, dem kommen unzählige neue Schlagworte unter, wie XBMC, RaspBMC oder Tvheadend. In diesem Artikel will ich einige dieser Schlagworte erklären und einen Überblick geben, wie die verschiedenen Softwarekomponenten eines Media Centers ineinander greifen.
Möchte man unter Linux einen Media Center PC aufbauen, so gibt es verschiedene Softwareprojekte, die das ermöglichen. Ich nenne hier mal beispielhaft MythTV und LinuxMCE. Um diese beiden geht es hier nicht, denn besonders im Umfeld der Raspberry Kleincomputer hat sich ein anderes Projekt einen Namen gemacht. Ich spreche von Kodi, früher auch unter dem Namen XBMC bekannt.
Kodi (früher XBMC) als Media Center Software
Kodi (hier der Link zur offiziellen Webseite) ist eine freie Software zur Einrichtung eines Media Center PCs und besonders ressourcensparend ausgelegt, um auf älterer oder nicht ganz so leistungsstarker Hardware, wie dem Raspberry Pi, laufen zu können. Kodi kann mit unzähligen Datenformaten umgehen und bringt alles mit um Videos, Bilder und Musik in einem Programm verwalten zu können. Was Kodi von Haus aus nicht kann, wie zum Beispiel Live-TV und das Aufzeichnen von Fernsehsendungen, das lässt sich per Add-On nachrüsten. Kodi ersetzt die übliche grafische Linux Bedieneroberfläche am Fernseher durch eine eigene Media Center Oberfläche, die mit der Fernbedienung gesteuert werden kann. (Siehe Bild ganz oben.) Die Software kann direkt von der Kodi-Website heruntergeladen werden, sogar in einer speziellen Version für den Raspberry Pi, um dann unter Raspbian installiert zu werden. Raspbian ist das gebräuchlichste Linux-Betriebssystem für den Raspberry Pi.
Wir gehen einen anderen Weg und installieren nicht zuerst Raspbian und dann Kodi, sondern wir verwenden gleich eine speziell für Kodi angepasste Linux-Distribution, die einerseits Kodi bereits enthält und zum anderen um viele Komponenten abgespeckt wurde, die für ein Media Center nicht gebraucht werden. Wir installieren also direkt ein fertiges Kodi-Linux. Das spart Arbeit und wir können sicher gehen, dass die Abstimmung des Betriebssystems auf Kodi bereits optimal vorgenommen wurde.
Kodi wird dann alle Media-Dateien unter einer einheitlichen Oberfläche verwalten, also Videos, Bilder und Musik. Die können dort ausgewählt und abgespielt bzw. zur Anzeige gebracht werden. Kodi kann auch auf das Internet zugreifen, zum Beispiel, zum Beispiel um Videos aus Mediatheken abzurufen oder Filme und Musikstücke um zusätzliche Daten wie Regisseur, Darsteller, Interpret oder Titelbild anzureichern.
Kodi Linux Distributionen
Nun gibt es nicht nur eine spezielle Kodi Linux-Ausgabe sondern zumindest drei prominente und gut gepflegte. Die werde ich hier kurz mit den Links zur jeweiligen Projektseite vorstellen und in eigenen Artikeln auf jede dieser Kodi Linux Distributionen dann näher eingehen.
OpenELEC
OpenELEC (Open Embedded Linux Entertainment Center) ist ein kleines, schnell bootendes, freies Open Source Betriebssystem, das eine vorkonfigurierte Kodi-Version enthält.
XBian
XBian ist ein minimiertes Debian Linux mit Kodi und speziell auf Geschwindigkeit und die Lauffähigkeit auf Kleinstcomputern wie dem Raspberry Pi ausgelegt.
OSMC
OSMC (Open Source Media Center) ist der Nachfolger der RaspBMC und Crystalbuntu XBMC/OS Distributionen, basiert ebenfalls auf Debian Linux, ist frei verfügbar und Open Source und bietet eine spezielle Version für den Raspberry Pi.
Diese drei Kodi-Distributionen unterscheidet erst mal nicht viel. Alle drei sind frei und kostenlos verfügbar, Open Source, basieren mehr oder weniger auf Linux und bringen Kodi in einem Schwung auf den Raspberry Pi. Die feineren Unterschiede schälen sich dann heraus, wenn ich in weiteren Artikeln alle drei Distributionen installieren werde und sie anschließend miteinander vergleiche. Gebraucht wird letztendlich nur eine dieser drei Varianten.
Personal Video Recorder (PVR) Software
Was Kodi out-of-the-box leider noch fehlt, ist eine PVR-Software, also die Möglichkeit einen DVB-Stick anzusteuern und damit Fernsehen live zu bieten, am besten noch mit Timeshift-Funktion, auf jeden Fall aber mit der Möglichkeit Fernsehsendungen aufzunehmen und später anzuschauen. PVR-Lösungen, die sich gut in Kodi integrieren und deren Backend gleichzeitig mit Kodi auf einem Raspberry Pi 2 laufen kann, sind folgende zwei:
Tvheadend
Tvheadend ist ein TV-Streaming-Server und -Recorder für Linux, FreeBSD und Android und unterstützt DVB-S, DVB-S2, DVB-C, DVB-T und weitere.
VDR
VDR ist eine freie, nicht-kommerzielle Software für den Empfang und die Aufnahme von digitalem Fernsehen (DVB). Es werden sowohl frei empfangbare, als auch verschlüsselte Programme unterstützt, dabei hat man die Wahl zwischen Satellit, Kabel und Antenne.
Beides, Tvheadend und VDR sind Client-Server-Architekturen, das bedeutet, es gibt:
- einen Backend, der im Hintergrund läuft, die DVB-Karte anspricht und zeitgesteuert die Aufnahmen macht und
- einen Frontend, quasi ein Bedienteil mit dem live fern gesehen werden kann, mit Senderwechsel, Anzeige des EPG (Electronic Program Guide) und Vormerkung von aufzunehmenden Sendungen. Der programmeigene Frontend wird in unserem Fall nicht genutzt, denn als Frontend setzen wir Kodi ein.
Mit beiden sollte es also möglich sein, live TV über DVB-T zu sehen und Sendungen per EPG auszuwählen und aufzunehmen. Ich werde beide Varianten testen und darüber berichten – benötigt wird natürlich nur eines von den beiden Programmen.
FTP Server
Für den Media Center PC wird kein FTP-Server benötigt, aber ich möchte meinen Raspberry Pi ja zusätzlich für Datensicherungszwecke benützen – wenn er denn schon 24×7 läuft und nicht viel Strom verbraucht. Dazu will ich FTP (File-Transfer-Protokol) verwenden und nicht SMB (Windows-Freigabe), weil sich das für mich besser automatisieren lässt. Ich werde schauen, was die drei Kodi-Distributionen bereits an FTP-Servern mitbringen und falls nichts passendes dabei sein sollte, ggf. PureFTP oder etwas ähnliches nachinstallieren.
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