Im vorhergegangenen Artikel hatten wir gesehen, dass sich eine BOINC Installation auf einem Raspberry Pi bequem mit dem BOINC Manager von einem Windowsrechner aus fernsteuern lässt. Der BOINC Manager kann aber zu einer Zeit immer nur einen BOINC Client anzeigen, nicht mehrere gleichzeitig. Das erfordert lästiges Hin- und Herschalten, wenn man mehrere BOINC Clients in Betrieb hat
In diese Lücke grätscht die Add-On Software BoincView. Mit BoincView lassen sich mehrere BOINC Rechner über das Netzwerk steuern und überwachen.
BOINC Add-Ons erweitern die Funktionalität von BOINC, stammen aber nicht vom BOINC Team sondern von anderen Programmierern. Mehr Add-Ons finden sich auf der BOINC Website. Von hier kann auch BoincView als Zip-File heruntergeladen werden. BoincView stammt von Sebastian Masch, ist nur für Windows verfügbar und in seiner Version 1.2.5 schon etwas älter, dafür aber auch bewährt und ausgereift.
Voraussetzungen
BOINCView läuft wie gesagt nur auf einem Windowsrechner. Daneben brauchen wir einen oder mehrere BOINC Clients, die wir überwachen wollen. Die müssen per Netzwerk erreichbar und für die Remote-Administration eingerichtet sein. Das bedeutet, dass die beiden Dateien remote_hosts.cf
g und gui_rpc_auth.cfg
an den Clientrechnern mit der IP-Adresse des BoincView Computers und einem Passwort bestückt sein müssen. Wie das am Raspberry Pi geht habe ich im vorhergehenden Artikel für den BOINC Manager beschrieben. Wer mit dem BOINC Manager bereits auf den Raspberry zugreifen kann, muss am RasPi nichts weiter machen.
Installation
Die Installation ist einfach, denn das Programm braucht gar nicht installiert zu werden. Wir entpacken nur die heruntergeladene Zip-Datei zum Beispiel nach C:\Programme\BoincView
. Dann kann die boincview.exe in diesem Verzeichnis sofort gestartet werden. Zur Bequemlichkeit können wir zur boincview.exe
eine Verknüpfung erstellen und die auf den Desktop ziehen.
Standorte hinzufügen
Als Standorte werden die einzelnen Rechner bezeichnet, die einen BOINC Client besitzen. Die können wir jetzt der Reihe nach hinzufügen. dazu gehen wir in BoincView auf Optionen – Standorte oder klicken das entsprechende Symbol in der Symbolleiste.
Um den Raspberry Pi als Standort hinzuzufügen, klicken wir auf das grüne Pluszeichen unterhalb der Liste, vergeben einen Namen und wählen als Updatemodus Daten über eine Netzwerkverbindung updaten. Dann müssen wir weiter unten nur noch den Computernamen und das Passwort für unseren Raspberry Pi eingeben und auf Übernehmen klicken. Damit ist der Raspberry Pi als Standort eingetragen und wir können seine Projekte und Aufgaben sehen.
Für den Fall, dass auf dem Windowsrechner, auf dem BoincView läuft, ebenfalls ein BOINC Client aktiv ist, den wir überwachen wollen, gehen wir ganz analog vor. Mit zwei kleinen Unterschieden. Einmal ist der eigene Rechner als Standort bereits eingetragen, der BOINC Client ist aber noch nicht verbunden. Und zum zweiten kennen wir das Passwort nicht, da dieses vom BOINC Manager automatisch vergeben wurde. Wir können es aber aus der Datei gui_rpc_auth.cfg
auslesen. Die liegt bei Windows XP im Verzeichnis C:\Dokumente und Einstellungen\All Users.WINDOWS\Anwendungsdaten\BOINC\
. Wir öffnen die Datei mit WordPad, kopieren die Buchstaben-Zahlen-Kombination in die Zwischenablage und fügen sie in BoincView im Standortdialog als Passwort ein. Der Computername lautet localhost.
Überwachen und Steuern
Haben wir alle unsere BOINC Rechner als Standorte eingetragen, können wir sie links in der Standortliste sehen und einzelne oder mehrere davon auswählen, zu denen wir dann rechts die Details angezeigt bekommen. Um alle Rechner gleichzeitig zu sehen klicken wir links oben auf alle Standorte. Über die Reiter in der Waagerechten lassen sich dann Ansichten über Computer, Projekte, Arbeitsstatus und einige mehr auswählen. In der Symbolleiste darüber gibt es zahlreiche Buttons zur Steuerung, deren Funktion sich erklärt, wenn man den Mauszeiger darüber hält.
BoincView versus BOINC Manager
Beide können durchaus gleichzeitig geöffnet sein, das funktioniert einwandfrei. BoincView hat seine große Stärke bei der gleichzeitigen Anzeige mehrerer Rechner. Das kann der BOINC Manager nicht. Dafür ist es mir bei BoincView nicht gelungen Projekte hinzuzufügen. BoincView hat aber wiederum den Vorteil, dass er nicht so oft mit seinen Clients kommuniziert, wie der BOINC Manager und dadurch die Netzlast gering hält.
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