Feinstaubsensor – Teil 13: Silvester – Feinstaubfest der Superlative

Wenn der Valentinstag der Feiertag der Juweliere und Floristen ist, dann ist Silvester das Fest für uns Feinstaubmesser. Denn da rührt sich wirklich was – ein Wunder, dass es im Rundfunk keine Aufrufe gibt, in der Silvesternacht zu Hause zu bleiben und Türen und Fenster geschlossen zu halten. Immerhin spricht das Umweltbundesamt von 5000 Tonnen Feinstaub (PM10), die zum Jahreswechsel in die Luft geblasen werden. Dafür muss eine alte Frau lange Diesel fahren. ;-) Und selbstverständlich ist das auch mit unserem Eigenbau-Feinstaubsensor messbar – sehr deutlich sogar.

In München haben wir an sich kein schlimmes Feinstaubproblem und so bleiben die Messwerte meines Feinstaubsensors in Schwabing in den 5 Monaten seit Inbetriebnahme auch oft im einstelligen Bereich. Bei Feinstaubbelastungen, die unweit des Mittleren Rings schon mal vorkommen, gehen die Werte auch nur selten über 50μg/m³ hinaus. So ist die Feinstaublage selbst am Silvestertag zu Mittag noch sehr entspannt mit ca. 3μg/m³ für Feinstaub PM10 und ca. 0,9μg/m³ für die kleineren PM2.5 Partikel.

Die Feinstaubkarte zeigt rot

Schauen wir uns nun München zu Silvester kurz nach Mitternacht an. Hier ist die vorherrschende Farbe Rot – einzelne Messstationen tendieren sogar gegen violett. Normalerweise steht in München die Feinstaublage auf grün, was man jederzeit selbst auf der Feinstaubkarte von Luftdaten.info nachprüfen kann.

Feinstaub zu SilvesterUnd für ganz Deutschland betrachtet ist das Bild ähnlich. Da gibt es zwar grüne Waben in einigen ländlichen Gebieten, aber die großen Metropolen sind deutlich rot zu erkennen. Farblich gesehen scheint Hamburg der Feinstaub-Spitzenreiter des Jahreswechsels 2017/2018 zu sein.

Feinstaub Deutschland zu SilvesterMesswerte

Schauen wir nun auf die Messwerte meines eigenen Sensors. Zuerst die beiden Plots, wie sie openSenseMap darstellt. Links die PM10 Partikel und rechts das selbe Diagramm für PM2.5, wobei in etwa der Zeitraum zwischen 12 Uhr Mittag am 30.12.2017 und 12 Uhr Mittag am 01.01.2018 dargestellt ist. Qualitativ unterscheiden sich die beiden Feinstaubarten nicht, der deutliche Anstieg zu Mitternacht ist bei beiden deutlich erkennbar. Zahlenmäßig gibt es aber doch Unterschiede, der Maximalwert liegt beim PM10-Feinstaub bei 676μg/m³ um 00:14 Uhr und beim PM2.5-Feinstaub bei 479μg/m³ um 00:07 Uhr.

Feinstaub Schwabing Silvester PM10Feinstaub Schwabing Silvester PM2.5

Details lassen sich etwas besser erkennen, wenn man die Diagramme anschaut, die Madavi.de für meinen Sensor aufbereitet – auch wieder für PM10 links und PM2.5 rechts. Interessanterweise stimmen die Maximalwerte hier nicht mit denen von openSenseMap überein – ich kann nur vermuten, dass Madavi.de eine gewisse Durchschnittsbildung vornimmt oder nicht alles Datenpunkte in die Kurve aufnimmt. Deutlich erkennbar ist aber wieder, dass das Silvesterfeuerwerk gleichermaßen PM10 und PM2.5 Feinstaub verursacht. Und deutlicher als im vorhergegangenen Plot sind die Feuerwerksaktivitäten vor 24 Uhr erkennbar. Ich nenne das gehässig Ejaculatio praecox und die findet hier hauptsächlich zwischen 22 Uhr und 23 Uhr statt.

Feinstaub Schwabing Silvester 1 Tag PM10Feinstaub Schwabing Silvester 1 Tag PM2.5

Um die Dimensionen des Silvester-Feinstaubausstoßes besser einordnen zu können, treten wir einmal einen Schritt zurück und betrachten eine Wochenansicht, die Madavi.de ebenfalls darstellt. Die Spitzenwerte unterliegen hier vermutlich ebenfalls wieder einer Durchschnittsbildung, weil sie niedriger dargestellt werden, als in der Tagesansicht. Das soll die qualitative Aussage dieser Bilder aber nicht abwerten. Denn auf den beiden Bildern ist deutlich zu sehen, wo sich die Feinstaubwerte im Normalfall befinden, nämlich deutlich unter 50μg/m³ bei PM10 und unter 20μg/m³ bei PM2.5.

Feinstaub Schwabing Silvester 1 Woche PM10Feinstaub Schwabing Silvester 1 Woche PM2.5

Die Auflösung der Feinstaubwolke erfolgt im Laufe der Nacht erstaunlich schnell. Ein deutlicher Wind ist dabei sicher hilfreich, jedenfalls geht die Feinstaubbelastung bereits bis 2 Uhr morgens auf unter 50μg/m³ (PM10) bzw. unter 20μg/m³ (PM2.5) zurück. Ab 4 Uhr morgens ist sie dann im einstelligen Bereich.

Fazit

Citizen Science funktioniert, ein Netz aus bürger-betriebenen Feinstaubsensoren, wie es von Luftdaten.info dargestellt wird, liefert ein bundesweites Abbild der Feinstaublage und das nahezu in Echtzeit. Und jeder, der ein wenig Bastelgeschick mitbringt, kann sich mit einem eigenen Sensor am heimischen Balkon daran beteiligen.

Zum Abschluss möchte ich noch schnell ausrechnen, um wie viel zu Silvester der normale Feinstaubpegel überschritten wird. Dazu gilt es zuerst den Normpegel zu definieren. Dazu könnte man die Daten der letzten Monate downloaden und daraus einen Durchschnitt bilden. Das spare ich mir und wage einfach für meinen Sensor eine grobe Schätzung. Die lautet 10μg/m³ für PM10 und 6μg/m³ für PM2.5. Wenn ich dann die oben ermittelten Maximalwerte ins Verhältnis dazu setze, dann lässt sich sagen, dass das Silvesterfeuerwerk 2017 in Schwabing zu einer 67-fach erhöhten Feinstaubbelastung bei PM10 geführt hat. Und bei PM2.5 sogar zu 79-fach höheren Werten.


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