Die erste Herausforderung für die Tiere war es, eine Nuss zu ergattern, die an einer Schnur aufgehängt war. Eichhörnchen, Krähen und Buntspechte konnten diese Aufgabe bravourös lösen. Nun wird es etwas schwieriger. Es kommt ein selbstgebauter Nussspender zum Einsatz, aus dem sich die Tiere mit Hasel- und Walnüssen bedienen können. Wobei es allerdings ein wenig Geschicklichkeit erfordert um an die Nüsse heran zu kommen. Da hier nur Nüsse mit Schale zum Einsatz kommen, wird der Buntspecht aus diesem Wettbewerb wohl ausscheiden müssen. Für Eichhörnchen und Rabenkrähen ist die Aufgabe aber durchaus lösbar. Eine Bauanleitung für den Nussspender liefere ich gleich mit und natürlich jede Menge Tiervideos.
In meinen Blogartikeln geht es ja hauptsächlich um die technischen Belange einer Wildtierkamera auf Raspberry Pi Basis zur Eichhörnchen-Beobachtung auf der Dachterrasse. Die dabei entstandenen Videos gibt es gesammelt bei Youtube. In dieser Artikelserie schaue ich nicht auf die Technik, sondern auf die Tiere selbst, wie sie das Futterangebot annehmen und Aufgaben bewältigen.
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Nussspender und Aufgabe
So sieht der Nussspender aus. Eine etwas größere Frischhaltebox ist innen in mehrere Etagen aufgeteilt. Die Etagenböden sind jeweils leicht schräg angeordnet, so dass die Nüsse tendenziell nach vorne rutschen. Eine senkrechte etwas ausmittig angebrachte Wand trennt Walnüsse rechts von den kleineren Haselnüssen links. Die Tiere haben also die Wahl. Die Nüsse werden oben am Deckel eingefüllt und rutschen dann nach unten zur mittleren Ebene. Dort gibt es seitliche Öffnungen, die aber zu schmal sind, um die Nüsse direkt entnehmen können. Hier muss ein Tier hinein fassen und eine Nuss die mittlere Schräge hinauf schieben, bis sie hinten hinunter fällt. Dann kann die Nuss unten in der Auffangschale bequem entnommen werden.
Die Herausforderung für Eichhörnchen und Krähen besteht also darin, zu erkennen, dass sie die Nuss zwar berühren können, aber in der mittleren Ebene keine Chance besteht, die Nuss ins Freie zu befördern. Die Nuss muss Ebene-aufwärts nach hinten geschoben werden um sie dann unten vorne herausholen zu können. Also schon eine verzwickte Aufgabe.
Aufgabenbewältigung
Es ist kein Wunder, dass der Buntspecht zu dieser Challenge erst gar nicht antritt, er kann mit Nüssen, die noch in ihrer harten Schale stecken, nichts anfangen. Auch die Krähe interessiert sich weniger für Haselnüsse, aber sehr wohl für Walnüsse. Eichhörnchen nehmen beides, wobei Haselnüsse manchmal gleich vor Ort geknackt, Walnüsse aber fast immer abtransportiert werden.
Wer sich die Videos anschaut, wird erkennen, dass die Ansätze bei Eichhörnchen und Rabenkrähen recht unterschiedlich sind. Die Krähe sieht so aus, als würde sie sich das Problem erst einmal genau ansehen und sich dabei einen Lösungsweg überlegen. Dann kommt der Schnabel zum Einsatz, der sehr zielsicher die Nuss nach oben transportiert. Eine trainierte Krähe ist wesentlich schneller als ein Hörnchen.
Die Eichhörnchen gehen da unkoordinierter und geradliniger vor. Dort wo die Nuss erreichbar ist, dort soll sie auch aus der Öffnung heraus kommen, was natürlich nicht funktioniert. Überlegungen, wie das Problem zu lösen wäre – so wie bei der Krähe – scheint es beim Eichhörnchen nicht zu geben. Das Hörnchen versucht es eher mit roher Gewalt und probiert die Öffnung in der Plastikbox mit den Zähnen zu vergrößern. Nach wenigen Tagen musste ich bereits unterhalb der länglichen Öffnung einen Metallstreifen zur Verstärkung aufkleben, um den Hörnchen Einhalt zu gebieten. Trotzdem sind die Eichhörnchen sehr erfolgreich. Sie zerren und schubsen so lange an den Nüssen herum, bis per Zufall eine Nuss den Weg Richtung Ausgang nimmt. Koordiniert sieht das nicht aus und die Hörnchen brauchen auch länger als Krähen. Letztendlich ist aber keine Nuss vor den hartnäckigen Eichhörnchen sicher.
Bauanleitung für den Nussspender
Dieser Nussautomat für Wal- und und Haselnüsse lässt sich für kleines Geld nachbauen. Ein wenig handwerkliches Geschick ist dafür erforderlich und Laubsäge, Stufenbohrer und ein paar Feilen.
Material
- Als Behälter eine Lock & Lock HPL813 Multifunktionsbox 1,8l (ca. 6-8€ bei Amazon). Die Maße in der Anleitung beziehen sich auf genau diesen Typ.
- Plastikplatten Polystyrol 1,5mm stark (ca. 14€ für 5 Stück 320x200x1,5mm bei Amazon) oder ähnliche.
- Winkelprofil aus Kunststoff 10x10mm 1mm stark (ca. 1€ für 1m Länge bei Amazon) oder aus dem Baumarkt.
- Sanitärsilikon transparent als Kleber (ca. 6€ pro Kartusche bei Amazon) oder aus dem Baumarkt. Kunststoffkleber kann ich nicht empfehlen, Silikon funktioniert als Kleber am besten.
- Kabelbinder zur Befestigung (zum Beispiel 4,8x430mm 100 Stk für ca. 10€ bei Amazon).
Vorlage zum Nachbau
Für den Nachbau habe ich eine Vorlage vorbereitet, die als PDF-Datei über folgenden Link heruntergeladen werden kann: Vorlage für Futterspender.
Eine verkleinerte Abbildung ist links zu sehen. Die PDF-Datei besteht aus drei Seiten, die auf drei Blätter Papier ausgedruckt werden müssen. Die ersten beiden Seiten stellen eine Bohr- und Klebeschablone dar, Blatt drei zeigt die Abmessungen der Einlegeböden.
Box bearbeiten
Zuerst wird die Papierschablone hergestellt. Dazu bitte mit der Schere die schraffierten Bereiche der ersten beiden ausgedruckten Blätter wegschneiden. Dann werden die beiden übrig gebliebenen Teile mit Klebstoff zusammen geklebt und zwar so, dass die Beschriftung außen liegt und die jeweiligen Spitzen der grauen Pfeile direkt auf einander treffen. Es sollte sich ein Papierring ergeben, der sich nun passgenau in die Frischhaltebox einlegen lässt. Zur Orientierung befinden sich auf der Schablone oben die Markierungen für die Deckelhalterungen. Wenn die Schablone richtig sitzt kann sie mit ein paar Tesastreifen fixiert werden. Mit einem Stift oder einem spitzen Gegenstand lassen sich nun die Mittelpunkte der Bohrungen direkt auf die Außenseite der Box zeichnen. Die Schablone zeigt auch in rot und grün die Positionen von Trennsteg und Einlegeböden, sowie der Montagewinkel. Das kann aber auch nach den Bohrarbeiten auf die Box übertragen werden.
Die Papierschablone wird nun entnommen und die Bohrungen können angefertigt werden. Mit Handbohrmaschine und einem Stufenbohrer geht das ganz einfach. Danach kommen Laubsäge und Feile zum Einsatz, so dass sich am Ende drei Öffnungen in der Box befinden: Vorne unten die große Auslassöffnung für die Nüsse, die sich auch auf die linke und rechte Seite zieht. Rechts auf halber Höhe ein schräges Langloch, hinter dem die Walnüsse liegen werden und links analog dazu ein etwas schmäleres Langloch für die Haselnüsse. Dazu kommen noch Bohrungen im Boden der Box, je nachdem, wie sie befestigt werden soll.
Einlegeböden, Trennsteg, Abweiseschild und Befestigungswinkel
Blatt drei der PDF-Datei (schwarzer Hintergrund) zeigt die Maße der Einlegeböden und auch des Trennstegs zwischen Wal- und Haselnussfach. Dazu kommt ein kleines Abweiseschild, das quer und schräg an der Stelle eingebaut wird, an der die Nüsse von der oberen auf die mittlere Ebene fallen. Es soll die Nüsse ein wenig von der Vorderkante nach hinten schieben, damit sie durch die Langlöcher gefasst werden können.
Alle Teile können anhand der Maße mit der Laubsäge aus einer Polystyrolplatte ausgesägt und mit einer Feile nachbearbeitet werden. Zur Befestigung der Einlegeböden mit der Box werden Plastikwinkel eingesetzt, die leicht mit der Säge von der Profilmeterware abgetrennt werden können. Das Bild oben neben der Materialliste zeigt, wie viele Winkel mit welcher Länge gebraucht werden. Einer der Winkel bekommt einen Einschnitt, der später den Trennsteg vorne unten fixieren wird.
Zusammenbau
An dieser Stelle kann die Papierschablone noch einmal in die Box eingelegt werden um die Positionen der Einbauten zu kennzeichnen. Ich habe zu dem Zweck jeweils ein Stück Klebeband außen unterhalb jedes Einlegebodens geklebt und und die Position des Winkels angezeichnet. Das Klebeband lässt sich danach einfach entfernen und man hat nicht die Box bemalt.
Der Zusammenbau erfolgt natürlich am besten von unten nach oben. Erst werden jeweils die Befestigungswinkel mit Silikon angeklebt und danach die Böden ebenfalls mit Silikon darauf geklebt. Zusätzlich kann ein wenig Kleber nicht schaden, um das Abweiseschild an der Box, dem Trennsteg und dem mittleren Einlegeboden zu fixieren. Da das Silikon immer eine Nacht zum Trocknen braucht, macht man den Innenausbau in mehreren Stufen über mehrere Tage. Wenn alles trocken ist, ist die Box fertig für den Außeneinsatz.
Nachträgliche Eisenverstärkung
Die Zähne der Eichhörnchen sind kräftig und scharf und machen auch vor Plastik nicht Halt. Und da es die Hörnchen nicht mit Grips sondern mit roher Gewalt angehen, waren bei mir bereits nach zwei Wochen die beiden Langlöcher merklich vergrößert. Hauptsächlich an der Unterkante, so dass es genügt hat, beidseitig eine Metallschiene unter die Langlöcher zu kleben. Im Video und auf einem der Bilder ist das zu sehen. Wer es also mit Eichhörnchen zu tun hat, der kann die Eisenverstärkung gleich von Beginn an vorsehen.
Was für eine tolle Idee.
Das baue ich mit den Kindern gerne nach. Unsere Eichhörnchen haben ihre Nüsse auf unserem Balkon bislang immer aus einem Blumentopf gefischt. Bin gespannt wie schnell sie die Aufgabe lösen.
Die sind sehr lernfähig, da werdet Ihr viel Freude haben.